
"Die Fans begeistern!"
"Die Fans begeistern!"

Berlin - Ein Tag im April. Regen und Sonnenschein wechseln sich beinahe im Minutentakt ab – typisches Aprilwetter in der Hauptstadt eben. Symptomatisch könnte dieses Wetter auch für die Saison von John Anthony Brooks stehen. Der 21-jährige Innenverteidiger hat in dieser Bundesligasaison einige Höhen und Tiefen durchlebt. Er erzielte sein erstes Bundesligator, erlitt einige Verletzungen und machte auch den einen oder anderen Fehler. herthabsc.de traf den Neu-Nationalspieler der USA und Hertha-Hühnen zu einem ausführlichen Interview.
Im Restaurant „Corroborree“ im Berliner Sony-Center trafen wir einen relaxten John Anthony Brooks. Seine amerikanische Gelassenheit ist eines seiner Markenzeichen, gutes Essen seine Leidenschaft. Doch bevor der 1,93m große Innenverteidiger seinen Hunger stillen konnte, sprach er mit uns über seinen Weg in den Profifußball, seine erste Bundesligasaison und seine Zukunft – Die Berliner Jungs Teil 3.

herthabsc.de: John, Du bist seit 2007 bei Hertha BSC, was bedeutet Dir der Verein?
John Brooks: Schon sehr viel, ich bin ja schließlich in Berlin geboren. Ohne Zweifel ist Hertha der größte Verein der Stadt. Wenn man an Berlin denkt, denkt man gleichzeitig an Hertha BSC. Ich hab in den knapp 7 Jahren hier so viel erlebt, der Verein ist mir sehr wichtig.
herthabsc.de: Deine Wurzeln liegen ja in den USA, wo Fußball noch nicht denselben Stellenwert hat wie in Deutschland. Wenn Du einem Amerikaner Hertha beschreiben müsstest, was würdest Du ihm erzählen?
Brooks: Ich würde ihm sagen, dass es ein Verein mit viel Tradition ist. Ein Verein mit super Fans und einem tollen Stadion. Hertha ist eine große Nummer und zu recht wieder ein Bundesligaverein.
herthabsc.de: Dein Vater war Footballtrainer, wie bist Du denn dann beim Fußball gelandet?
Brooks: Das ist eine gute Frage. Mit Football hatte ich eigentlich relativ wenig zu tun. Ich war zwar meistens bei den Spielen meines Vaters dabei, aber so richtig interessiert hat mich der Sport eigentlich nicht. Ausschlaggebend dafür, dass ich zum Fußball gekommen bin, waren damals Zwillingsgeschwister aus meiner Wohnsiedlung. Die beiden sind immer zum Fußball gegangen und haben mich dann mal mitgenommen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich direkt in den Sport verliebt habe.
herthabsc.de: Du hast dir zwei neue Tattoos stechen lassen – was hat es mit denen auf sich?
Brooks: Am linken Ellenbogen habe ich mir den Umriss von Berlin tätowieren lassen. Damit wollte ich meine tiefe Verbundenheit zur Stadt ausdrücken. Am rechten Ellenbogen ist der Umriss vom US-Bundesstaat Illinois zu sehen. Ein großer Teil meiner Familie lebt dort, genauer gesagt in Chicago, und so trage ich meine Geschichte eben immer bei mir.
herthabsc.de: Gleich bei deinem Bundesligadebüt gegen Eintracht Frankfurt hast Du dein erstes Bundesliga-Tor erzielt. Wie hat sich das angefühlt?
Brooks: Das Gefühl kann man kaum beschreiben. Ich kam mir vor wie in einem Traum. An dem Tag hat alles hat perfekt gepasst. Dass wir dann gleich mit 6:1 gewonnen haben, war natürlich umso schöner.
herthabsc.de: Du hast Deinen Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert und Dich in der Profimannschaft etabliert - Wie sehen Deine sportlichen Ziele für die nächsten Jahre aus?
Brooks: Da ich in letzter Zeit des Öfteren verletzt war will ich jetzt erst einmal gesund bleiben und so viele Spiele wie möglich machen. Aber klar ist natürlich, dass jeder Fußballer trainiert, um Stammspieler zu werden und das ist auch mein großes Ziel.
herthabsc.de: Und welche Ziele habt Ihr als Team für die nächsten Jahre?
Brooks: Zuerst einmal wünsche ich mir, dass wir die Saison jetzt noch positiv abschließen und die nächsten Spiele gewinnen. In der nächsten Saison wollen wir dann wieder eine gute Rolle spielen und den Verein in der Bundesliga etablieren, denn das ist unser aller Ziel und Anspruch.
herthabsc.de: Mit Deinen 1,93m hast Du Mustermaße für einen Innenverteidiger – war das schon immer Deine Lieblingsposition?
Brooks: Tatsächlich habe ich als Stürmer angefangen. Dann bin ich irgendwann in die Höhe geschossen und je Größer ich wurde, desto weiter bin ich nach Hinten gerutscht. Aber jetzt bin ich zufrieden mit meiner Position und meine Größe ist da sicherlich auch kein Nachteil.

herthabsc.de: In der Hinrunde musstest Du auch an der einen oder anderen Stelle Lehrgeld bezahlen – wie gehst Du als junger Spieler damit um?
Brooks: Man macht sich schon so seine Gedanken, aber ich denke das ist ganz normal. Würde man das nicht machen, ist man fehl am Platz. Klar ist es schon manchmal schwierig, damit umzugehen, aber es bringt jetzt nichts die ganze Zeit darüber zu grübeln. Man muss den Blick nach vorne richten und versuchen, die Fehler in Zukunft abzustellen.
herthabsc.de: Wo kannst Du Dich in Deinem Spiel noch verbessern?
Brooks: Ich bin der Meinung, dass man sich als Spieler in jedem Bereich verbessern kann, egal wie gut man schon ist. Das versuche ich tagtäglich. Hauptsächlich möchte ich die nötige Konstanz bringen, die mir bisher noch etwas gefehlt hat. Spielpraxis hilft einem dabei natürlich enorm weiter. In jeder Begegnung lernt man schließlich etwas dazu und gewinnt an Erfahrung.
herthabsc.de: Mit Mukhtar, Schulz und Gersbeck stehen noch weitere junge Ur-Berliner im Profikader. Dürfen sich die Hertha-Fans auf eine neue goldene Generation freuen?
Brooks: Bei uns im Team ist das kein Thema, wenn es aber so kommen sollte – wunderbar. Wir haben tolle junge Spieler, dass steht außer Frage. Ob es eine goldene Generation wird muss man einfach abwarten.
herthabsc.de: Aufgrund Deines Spielstils und Deiner Figur wirst Du ab und an mit Jerome Boateng verglichen – was denkst Du über den Vergleich?
Brooks: Das höre ich jetzt nicht zum ersten Mal, also muss ja wohl was dran sein. Er hat in seiner jungen Karriere schon viel erreicht, da fühle ich mich schon sehr geehrt mit ihm verglichen zu werden. Jerome ist bereits ein großartiger Spieler, da möchte ich auch hinkommen.
herthabsc.de: Du hast Dich ja bekanntlich für die amerikanische Nationalmannschaft entschieden und nicht für die deutsche – erkläre uns mal Deine Entscheidung?!
Brooks: Bis jetzt habe ich noch kein Pflichtspiel für die USA gemacht (lacht). Aber Spaß beiseite. Ich habe mich für die USA entschieden, weil ich dort die besseren Perspektiven für mich sehe. Der Fußball hat in den Staaten noch nicht den Stellenwert wie hier in Deutschland, deshalb ist es für einen jungen Spieler wie mich sehr reizvoll dazu beizutragen, den Sport dort populär zu machen.
herthabsc.de: Jos Luhukay sagte einmal über Dich: „Er muss das Jugendliche abschütteln. Wir sind in der Bundesliga, da ist es knallhart. John muss erwachsen werden". Was hat er damit gemeint?
Brooks: Der Trainer wird sich schon was dabei gedacht haben. Er hat oft genug bewiesen, dass er mit seinen Ansichten richtig liegt. Sicherlich gehört Kritik zum Fußball dazu und diese nehme ich auch gerne an und versuche mich, dementsprechend zu verbessern bzw. weiterzuentwickeln.
herthabsc.de: Wer ist eigentlich der unangenehmste Gegenspieler im Training?
Brooks: Da muss ich nicht lange überlegen. Natürlich Adrian! Der hat ja nicht umsonst schon 16 Tore geschossen diese Saison. Er bewegt sich unglaublich geschickt, ist kopfballstark, sehr stark am Ball und auch noch verdammt schnell unterwegs. Trotzdem spiele ich aber gerne gegen ihn, denn nur wenn man sich mit den Besten misst, steht man am Ende auch gut dar.
herthabsc.de: Was war Dein bisher skurrilstes/lustigstes Erlebnis bei Hertha?
Brooks: Wie mein Freund Nico Schulz schon gesagt hat (Verlinkung zu Teil 1) war die Abschlussfahrt letzte Saison nach Prag ein echt cooles Erlebnis. Wir hatten sehr viel Spaß zusammen.

herthabsc.de: Wer sind Deine besten Kollegen im Team?
Brooks: Wir verstehen uns alle gut, aber Nico zum Beispiel kenne ich schon seit der U15 und deshalb verbringe ich die meiste Zeit mit ihm. Aber auch mit Hany, Tolga oder Änis unternehme ich gerne was.
herthabsc.de: Wie viel Hertha-Fan steckt eigentlich in Dir?
Brooks: Ich bin eigentlich erst Hertha-Fan geworden als ich 2007 in den Verein gekommen bin. Ich habe sofort gemerkt, was mir hier für tolle Möglichkeiten geboten werden und dafür bin ich dem Verein sehr dankbar. Ich bin in erster Linie Profi. Mein Hauptziel ist es, unsere tollen Fans auf den Rängen zu begeistern.
herthabsc.de: Du bist in Berlin geboren und aufgewachsen. Was bedeutet Dir die Stadt? Nenne uns doch mal ein paar besondere Eigenschaften, die Berlin so einzigartig machen.
Brooks: Man kann hier rund um die Uhr was machen. Berlin bietet einem eine Menge. Egal ob man etwas entspanntes machen will oder ausgehen möchte, hier gibt es tausende Möglichkeiten und das liebe ich an der Stadt.
herthabsc.de: Gibt es Orte/Plätze in der Stadt, an denen Du Dich besonders gerne aufhälst, um Deine freie Zeit zu genießen?
Brooks: Rund um den Potsdamer Platz halte ich mich gerne auf. Hier ist immer was los. Nicht umsonst haben wir uns hier getroffen (lacht). Im Sommer bin ich auch noch gerne im Cafe am Neuen See, ein toller Ort.
herthabsc.de: Hast Du auch noch andere Hobbys neben dem Fußball?
Brooks: Ich habe eine Schwäche für gutes Essen und gehe daher gerne in Restaurants. Außerdem spiele ich in meiner Freizeit gerne Basketball. In der Schule war ich sogar in einer Basketball AG und habe fast jeden Tag gespielt.
herthabsc.de: Was ist Deine schlechteste Angewohnheit?
Brooks: Dass ich ab und zu mal die Zeit vergesse und ein paar Minuten später komme. Ich gebe mir aber viel Mühe, dass ich nicht negativ auffalle.
herthabsc.de: Was würdest Du gerne am Ende der Saison über Dich in der Zeitung lesen?
Brooks: Ich bin nicht wichtig, hauptsache wir haben als Mannschaft eine gute Saison gespielt. Und natürlich ein ganz großes Dankeschön an unsere Fans die uns in jeder Phase super unterstützt haben!
4 Fragen- 4 Antworten
Blau-Weißes Heimtrikot oder Gelbes Auswärtstrikot?
Klare Sache: Heimtrikot!
Chicago oder Berlin?
Das ist fies. Beide Städte sind mir sehr wichtig.
Burger oder Currywurst?
Burger!
Deutsch oder englisch?
Deutsch.