"Was im Bus passiert, bleibt im Bus!"
Club | 17. November 2013, 11:18 Uhr

"Was im Bus passiert, bleibt im Bus!"

"Was im Bus passiert, bleibt im Bus!"

Ein Busfahrer, 32 Plätze und viele Tausend Kilometer.

Berlin – Er ist Herthas 'Kilometerfresser' Nummer 1. Die Rede ist nicht von Per Skjelbred oder Tolga Cigerci, die mit Bestwerten auf dem Platz überzeugen, sondern von Stephan Behrendt. Der Hertha-Busfahrer spult im Jahr knapp 20.000 Kilometer ab, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde. Diese Strecke fährt der 55-Jährige des Öfteren alleine, weil die Spieler die weiten Distanzen mit der deutschen Bahn oder dem Flugzeug zurücklegen. Die Herthaner werden dann am jeweiligen Flughafen vom Bus eingesammelt, im Hotel abgesetzt und am nächsten Tag zum Stadion gefahren.

Der Hertha-Bus misst eine Länge von 14 Metern und bietet 32 Leuten Platz. Ausgestattet mit einigen ausklappbaren Bildschirmen, auf denen sich die Spieler der Blau-Weißen gerne Bundesliga- oder Zweitliga-Spiele anschauen, einer eingebauten kleinen Küche, elektrisch verstellbaren Sitzen und Klapptischen, die sich auf Wunsch in eine Fußbank umwandeln lassen und zwei großen Tischen im hinteren Teil des Busses, lässt sich auch eine längere Reise komfortabel überstehen. Mit 490 PS und einem Ladevolumen von etwa fünf Kubikmetern geht es für Stephan Behrendt dann über die deutschen Autobahnen. "Es ist bis jetzt der schönste Bus den ich fahren durfte", äußerte sich der Hertha-Busfahrer stolz über sein Gefährt. Geht man von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 Km/h aus, dann befindet sich der 55-Jährige pro Saison in etwa 333 Stunden auf Achse, was in etwa 14 Tagen durchgängigem Fahren entspricht. Staus, Baustellen oder andere Verzögerungen sind in dieser Rechnung natürlich nicht mit einbezogen, dementsprechend kann da noch die eine oder andere Stunde hinzu addiert werden.

Musik, Kartenspiele und die Sitzordnung

Behrendt ist das Fahren von langen Distanzen aber gewöhnt wie kaum eine andere Person. 37 Dienstjahre stehen für ihn bereits zu Buche, bei Hertha BSC ist er allerdings erst seit 2012 und löste Andreas Timm als Busfahrer ab. Zuvor fuhr er bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland bereits die ukrainische Nationalmannschaft zu den jeweiligen Stadien und auch während der Frauen Fußballweltmeisterschaft beförderte Behrendt die eine oder andere Mannschaft zu den Spielstätten. Doch wie wird man eigentlich genau Busfahrer der Blau-Weißen? "Ich wurde angesprochen, weil ich im Laufe meiner Dienstzeit schon einige Mannschaften gefahren und somit Erfahrung gesammelt habe. Es wurde dann bei mir angefragt, ob von meiner Seite Interesse bestünde. Ich habe dann direkt für das Trainingslager zugesagt und die erste Fahrt ging dann nach Irdning (Österreich). Zunächst habe ich mir das angeschaut, denn die Chemie muss ja auch stimmen. Es war dann aber relativ schnell klar, dass das passt und ich das gerne machen würde", erklärte der 55-Jährige.

Musik, Kartenspiele oder das Surfen im Internet mit den Tablets gehören bei den Auswärtsfahrten zum Nebenprogramm der Herthaner auf der Autobahn. Auch wenn mit Sicherheit einige lustige Geschichten auf den Reisen passieren, hat Behrendt ein Motto dem er treu bleibt: "Was im Bus passiert, bleibt im Bus!" Eine kleine Anekdote ereignete sich noch unter dem ehemaligen Busfahrer Andreas Timm, der sich in Österreich auf sein Navigationssystem verließ und plötzlich vor einem Maisfeld stand, aus dem er nur mit Mühe im Rückwärtsgang herauskam. So etwas ist Stephan Behrendt bisher allerdings noch nicht passiert. Eine feste Sitzordnung gibt es im Hertha-Bus auch. Das Trainerteam um Jos Luhukay, Manager Michael Preetz und weitere Verantwortliche des Vereins sitzen ebenfalls mit im Bus und bilden dabei eher die ruhigere Gesellschaft auf den vorderen Plätzen. Ein 'Sitzpaar', welches ebenfalls weiter vorne Platz nimmt, sind Thomas Kraft und Torwarttrainer Richard Golz. Eine vierer Gemeinschaft an einem der zwei großen Tische im hinteren Teil des Busses bilden Adrian Ramos, Ronny, Änis Ben-Hatira und Sami Allagui.

"Ich würde mir wünschen, dass wir im oberen Tabellendrittel bleiben"

Die Stimmung im Hertha-Bus ist nach Siegen natürlich deutlich besser. Bei richtig guter Laune wird auf der Rückfahrt auch manchmal das eine oder andere Lied aus der Ostkurve angestimmt. Behrendt selbst hat den Saisonverlauf der Herthaner bisher mit Freude beobachtet: "Ich bin bisher sehr zufrieden. Das wir jetzt dort stehen, wo wir stehen, ist einfach wunderbar!", erzählte der 55-Jährige begeistert und fügte hinzu: "Die Art und Weise wie wir Fußball spielen gefällt mir auch sehr gut." Eine Prognose, wo die Blau-Weißen am Ende der Saison genau stehen werden wollte Stephan Behrendt nicht abgeben, wünscht sich für die Mannschaft aber natürlich eine gute Platzierung. "Ich würde mir wünschen, dass wir im oberen Tabellendrittel bleiben oder die Saison vielleicht sogar im oberen Viertel abschließen. Je höher desto besser natürlich!"

von Hertha BSC