
Teams | 10. Juni 2013, 16:45 Uhr
20 Jahre „Hertha-Bubis“: Die ersten Runden
20 Jahre „Hertha-Bubis“: Die ersten Runden

herthabsc.de zeichnet den Weg der Hertha-Amateure bis ins Pokalfinale 1993 nach. Nach dem Freilos in der 1. Runde wurden Heidelberg und Leipzig aus dem Wettbewerb geworfen.
Berlin - Es war eine der größten Sensationen in der Geschichte des DFB-Pokals überhaupt. In der Saison 1992/1993 sorgte die Amateurmannschaft von Hertha BSC für Furore und zog als erstes Amateurteam der deutschen Pokalgeschichte in das Endspiel im Berliner Olympiastadion ein. Das Finale gegen Bayer 04 Leverkusen fand am 12. Juni 1993 statt. Vor 20 Jahren schrieben die „Hertha-Bubis“ Fußballgeschichte und herthabsc.de zeichnet die sensationelle Pokalsaison nach.
Durch den 1:0-Endspielerfolg im Berliner Pokalfinale 1992 gegen die Reinickendorfer Füchse – Steffen Milenz köpfte das Goldene Tor in der 84. Spielminute – qualifizierten sich die Amateure von Hertha BSC für den DFB-Pokal 1992/1993. Der Modus des nationalen Pokals war damals noch etwas anderes ausgelegt, als er sich in den letzten Jahren präsentierte. Aufgrund der Zuweisung eines Freiloses zog die Mannschaft der Hertha-Amateure direkt in die 2. Runde des deutschen Vereinspokals ein, wo sie nicht nur ein Heimspiel vor der Brust hatte, sondern auch eine durchaus lösbare Aufgabe.
Holzbecher machte den Anfang
Der Verbandspokalsieger von Baden – SGK Heidelberg – gastierte im Stadion an der Osloer Straße, wobei sich der Zuschauerzuspruch stark in Grenzen hielt. Lediglich 487 Interessierte verfolgten am 12. September 1992 das Match zwischen dem Team von Hertha-Coach Jochem Ziegert und den Süddeutschen. Die Herthaner hatten wenig Mühe gegen die Gäste aus Heidelberg. Oliver Holzbecher stellte bereits früh die Weichen für den klaren 3:0 (2:0)-Erfolg und brachte die Blau-Weißen in der 7. Minute in Führung – das erste Hertha-Amateur-Tor in einer märchenhaften Pokalsaison. Der damals 22-Jährige zählte zu den „alten Hasen“, denn er durfte bereits vier Jahre zuvor schon bei den Profis mitwirken. In der Oberligamannschaft von Hertha reifte Holzbecher zur Stammkraft und markierte direkt nach dem Wiederanpfiff der Partie den 3:0-Endstand (46.).
Zuvor hatte Zoran Milinkovic in der 27. Minute den zweiten Berliner Treffer geschossen. Der damals 19 Jahre alte Spieler war seit 1979 bei Hertha BSC, spielte aber auch einige Wochen beim 1. FC Köln, wo er seine Zelte aber schnell wieder abbrach. „Ich bekam in Köln Heimweh und fuhr mit dem Zug in einer Nacht- und Nebel-Aktion zurück nach Berlin“, erklärte Milinkovic seine schnelle Rückkehr an die Spree.
Nächste Runde: Zweitligist VfB Leipzig
Der deutliche Erfolg gegen die Heidelberger wurde noch als bewältigte Pflichtaufgabe angesehen. Wie sich die Pokalsaison der Hertha-Amateure in der Folge entwickeln sollte, war zu diesem Zeitpunkt in keinster Weise abzusehen. In der 3. Runde wartete der Zweitligist VfB Leipzig auf Herthas zweite Mannschaft.
Nach dem souveränen 3:0-Sieg gegen den Landespokalgewinner von Baden SGK Heidelberg trafen die Hertha-Amateure in der 3. Runde des DFB-Pokals auf einen weitaus schwereren Brocken. Leipzig reiste als klarer Favorit an die Osloer Straße, wo sie vor 1.719 Zuschauern – eine deutliche Steigerung zum ersten Pokalauftritt der „Bubis“ war also zu erkennen – auf die Schützlinge von Hertha-Coach Jochem Ziegert trafen.
Gezen der personifizierte Pokalkracher
Dass die Sachsen am Ende der Partie mit einer heftigen 2:4 (1:1)-Klatsche abgewatscht und nach Hause geschickt wurden, war die erste dicke Überraschung, die den Herthanern am 10. Oktober 1992 glückte. Es war das Wochenende, an dem ein Berliner Fußball-Held geboren wurde. Der 21 Jahre alte Ayhan Gezen entwickelte sich binnen 24 Stunden zum personifizierten Pokalkracher, denn er führte gleich beide Hertha-Mannschaften – also die Profis und Amateure – in das Achtelfinale des DFB-Pokals. Beim Heimsieg des Reserveteams gegen Leipzig schoss der Deutsch-Türke die Berliner in der 9. Spielminute in Führung und leistete bei den beiden Toren von Daniel Lehmann (52., 58.) und dem Treffer von Sven Kaiser (82.) jeweils die Vorlage. Auch das Ausgleichstor von Frank Edmond, das mit dem Pausenpfiff fiel und der 2:3-Anschlusstreffer durch Janusz Turowski (74.) brachte die Ziegert-Elf nicht aus der Ruhe, sondern sie begeisterte mit einer tollen Leistung.
Einen Tag später stand Gezen dann beim Pokalkrimi der Profis in Meppen auf dem Rasen. Nach dem frühen 0:2-Rückstand retteten sich die Herthaner mit einem Kraftakt in die Verlängerung, in der Gezen, der zur 70. Minute eingewechselt wurde, das 3:2-Kopfballtor durch Gerald Klews vorbereitete. Die Profis von Hertha BSC gewannen schlussendlich mit 4:2. Ayhan Gezen zog mit zwei Mannschaften in die nächste Runde ein und stellte am Ende der Pokalsaison einen Rekord auf. Der gebürtige Istanbuler bestritt in einem Pokaljahr neun Partien – alle Spiele für die Amateure und zudem reiste er zu den Profiauftritten in Freiburg, wo er das Tor zum 4:2 schoss, Meppen und Leverkusen nach. Sieben Torvorlagen gelangen dem Eckballspezialisten in der Pokalsaison.
Nächste Runde: Titelverteidiger Hannover 96
Doch beinahe wäre der großartige Triumph der Hertha-Amateure gegen den VfB Leipzig zum großen Dilemma geworden. Auf dem Spielformular wurden die beiden Rückennummer von Oliver Holzbecher (Nummer 10) und Daniel Lehmann (Nummer 9) vertauscht. In der Halbzeitpause wechselten die beiden kurzerhand ihre Trikots, was ein Verstoß gegen die DFB-Regeln bedeutete. Der Weg für einen Einspruch der Leipziger wäre geebnet gewesen. „Wir haben sportlich klar verloren. Damit müssen wir leben. Deshalb wird es auch keinen Protest von uns geben“, zollte der VfB-Manager Klaus Dietze den „Hertha-Bubis“ Respekt.
Ein Pflichtsieg über Heidelberg und eine mittelschwere Pokalüberraschung gegen den VfB Leipzig, der am Ende der Saison in die 1. Fußball-Bundesliga aufstieg, hatten die Amateure von Hertha BSC bereits auf ihrem Konto. Als nächste Hürde türmte sich der Titelverteidiger des DFB-Vereinspokals vor den Jung-Herthanern auf. Im Achtelfinale trafen sie auf den Zweitligisten Hannover 96.
Die Spiele im Stenogramm:
2. Runde: Hertha BSC Amateure - SGK Heidelberg 3:0 (2:0)
Aufstellungen:
Hertha BSC: Heinrichs - O. Schmidt - Höpfner, Dzajic, Kolczyk - Milinkovic (68. Gebell), Nied, Andert, A. Schmidt - Holzbecher, Gezen (85. Kaiser)
SGK Heidelberg: Nägele, Schlapp (53. Ulbricht), Berhausen, Scheuber, Stegmann (46. Gawrill), Hernandez, Kneisl, Bazdalic, Hess, Lehnert, Rohr
Tore: 1:0 Holzbecher (7.), 2:0 Milinkovic (27.), 3:0 Holzbecher (46.)
Zuschauer: 487
Spielort: Stadion Osloer Straße, Berlin
3. Runde: Hertha BSC Amateure - VfB Leipzig 4:2 (1:1)
Aufstellungen:
Hertha BSC: Fiedler - Meyer - O. Schmidt, Nied - Topcu, A. Schmidt, Holzbecher, Dzajic (46. Kaiser), Kolczyk - Lehmann (75. Milinkovic), Gezen
VfB Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Anders, Hecking (46. Hecking), Engelmann, Gyamfi, Opoku (27. Turowski) - Hobsch, Rische
Tore: 1:0 Gezen (9.), 1:1 Edmond (45.), 2:1 Lehmann (52.), 3:1 Lehmann (58.), 3:2 Turowski (74.), 4:2 Kaiser (82.)
Zuschauer: 1.719
Spielort: Stadion Osloer Straße, Berlin
Durch den 1:0-Endspielerfolg im Berliner Pokalfinale 1992 gegen die Reinickendorfer Füchse – Steffen Milenz köpfte das Goldene Tor in der 84. Spielminute – qualifizierten sich die Amateure von Hertha BSC für den DFB-Pokal 1992/1993. Der Modus des nationalen Pokals war damals noch etwas anderes ausgelegt, als er sich in den letzten Jahren präsentierte. Aufgrund der Zuweisung eines Freiloses zog die Mannschaft der Hertha-Amateure direkt in die 2. Runde des deutschen Vereinspokals ein, wo sie nicht nur ein Heimspiel vor der Brust hatte, sondern auch eine durchaus lösbare Aufgabe.
Holzbecher machte den Anfang
Der Verbandspokalsieger von Baden – SGK Heidelberg – gastierte im Stadion an der Osloer Straße, wobei sich der Zuschauerzuspruch stark in Grenzen hielt. Lediglich 487 Interessierte verfolgten am 12. September 1992 das Match zwischen dem Team von Hertha-Coach Jochem Ziegert und den Süddeutschen. Die Herthaner hatten wenig Mühe gegen die Gäste aus Heidelberg. Oliver Holzbecher stellte bereits früh die Weichen für den klaren 3:0 (2:0)-Erfolg und brachte die Blau-Weißen in der 7. Minute in Führung – das erste Hertha-Amateur-Tor in einer märchenhaften Pokalsaison. Der damals 22-Jährige zählte zu den „alten Hasen“, denn er durfte bereits vier Jahre zuvor schon bei den Profis mitwirken. In der Oberligamannschaft von Hertha reifte Holzbecher zur Stammkraft und markierte direkt nach dem Wiederanpfiff der Partie den 3:0-Endstand (46.).
Zuvor hatte Zoran Milinkovic in der 27. Minute den zweiten Berliner Treffer geschossen. Der damals 19 Jahre alte Spieler war seit 1979 bei Hertha BSC, spielte aber auch einige Wochen beim 1. FC Köln, wo er seine Zelte aber schnell wieder abbrach. „Ich bekam in Köln Heimweh und fuhr mit dem Zug in einer Nacht- und Nebel-Aktion zurück nach Berlin“, erklärte Milinkovic seine schnelle Rückkehr an die Spree.
Nächste Runde: Zweitligist VfB Leipzig
Der deutliche Erfolg gegen die Heidelberger wurde noch als bewältigte Pflichtaufgabe angesehen. Wie sich die Pokalsaison der Hertha-Amateure in der Folge entwickeln sollte, war zu diesem Zeitpunkt in keinster Weise abzusehen. In der 3. Runde wartete der Zweitligist VfB Leipzig auf Herthas zweite Mannschaft.
Nach dem souveränen 3:0-Sieg gegen den Landespokalgewinner von Baden SGK Heidelberg trafen die Hertha-Amateure in der 3. Runde des DFB-Pokals auf einen weitaus schwereren Brocken. Leipzig reiste als klarer Favorit an die Osloer Straße, wo sie vor 1.719 Zuschauern – eine deutliche Steigerung zum ersten Pokalauftritt der „Bubis“ war also zu erkennen – auf die Schützlinge von Hertha-Coach Jochem Ziegert trafen.
Gezen der personifizierte Pokalkracher
Dass die Sachsen am Ende der Partie mit einer heftigen 2:4 (1:1)-Klatsche abgewatscht und nach Hause geschickt wurden, war die erste dicke Überraschung, die den Herthanern am 10. Oktober 1992 glückte. Es war das Wochenende, an dem ein Berliner Fußball-Held geboren wurde. Der 21 Jahre alte Ayhan Gezen entwickelte sich binnen 24 Stunden zum personifizierten Pokalkracher, denn er führte gleich beide Hertha-Mannschaften – also die Profis und Amateure – in das Achtelfinale des DFB-Pokals. Beim Heimsieg des Reserveteams gegen Leipzig schoss der Deutsch-Türke die Berliner in der 9. Spielminute in Führung und leistete bei den beiden Toren von Daniel Lehmann (52., 58.) und dem Treffer von Sven Kaiser (82.) jeweils die Vorlage. Auch das Ausgleichstor von Frank Edmond, das mit dem Pausenpfiff fiel und der 2:3-Anschlusstreffer durch Janusz Turowski (74.) brachte die Ziegert-Elf nicht aus der Ruhe, sondern sie begeisterte mit einer tollen Leistung.
Einen Tag später stand Gezen dann beim Pokalkrimi der Profis in Meppen auf dem Rasen. Nach dem frühen 0:2-Rückstand retteten sich die Herthaner mit einem Kraftakt in die Verlängerung, in der Gezen, der zur 70. Minute eingewechselt wurde, das 3:2-Kopfballtor durch Gerald Klews vorbereitete. Die Profis von Hertha BSC gewannen schlussendlich mit 4:2. Ayhan Gezen zog mit zwei Mannschaften in die nächste Runde ein und stellte am Ende der Pokalsaison einen Rekord auf. Der gebürtige Istanbuler bestritt in einem Pokaljahr neun Partien – alle Spiele für die Amateure und zudem reiste er zu den Profiauftritten in Freiburg, wo er das Tor zum 4:2 schoss, Meppen und Leverkusen nach. Sieben Torvorlagen gelangen dem Eckballspezialisten in der Pokalsaison.
Nächste Runde: Titelverteidiger Hannover 96
Doch beinahe wäre der großartige Triumph der Hertha-Amateure gegen den VfB Leipzig zum großen Dilemma geworden. Auf dem Spielformular wurden die beiden Rückennummer von Oliver Holzbecher (Nummer 10) und Daniel Lehmann (Nummer 9) vertauscht. In der Halbzeitpause wechselten die beiden kurzerhand ihre Trikots, was ein Verstoß gegen die DFB-Regeln bedeutete. Der Weg für einen Einspruch der Leipziger wäre geebnet gewesen. „Wir haben sportlich klar verloren. Damit müssen wir leben. Deshalb wird es auch keinen Protest von uns geben“, zollte der VfB-Manager Klaus Dietze den „Hertha-Bubis“ Respekt.
Ein Pflichtsieg über Heidelberg und eine mittelschwere Pokalüberraschung gegen den VfB Leipzig, der am Ende der Saison in die 1. Fußball-Bundesliga aufstieg, hatten die Amateure von Hertha BSC bereits auf ihrem Konto. Als nächste Hürde türmte sich der Titelverteidiger des DFB-Vereinspokals vor den Jung-Herthanern auf. Im Achtelfinale trafen sie auf den Zweitligisten Hannover 96.
Die Spiele im Stenogramm:
2. Runde: Hertha BSC Amateure - SGK Heidelberg 3:0 (2:0)
Aufstellungen:
Hertha BSC: Heinrichs - O. Schmidt - Höpfner, Dzajic, Kolczyk - Milinkovic (68. Gebell), Nied, Andert, A. Schmidt - Holzbecher, Gezen (85. Kaiser)
SGK Heidelberg: Nägele, Schlapp (53. Ulbricht), Berhausen, Scheuber, Stegmann (46. Gawrill), Hernandez, Kneisl, Bazdalic, Hess, Lehnert, Rohr
Tore: 1:0 Holzbecher (7.), 2:0 Milinkovic (27.), 3:0 Holzbecher (46.)
Zuschauer: 487
Spielort: Stadion Osloer Straße, Berlin
3. Runde: Hertha BSC Amateure - VfB Leipzig 4:2 (1:1)
Aufstellungen:
Hertha BSC: Fiedler - Meyer - O. Schmidt, Nied - Topcu, A. Schmidt, Holzbecher, Dzajic (46. Kaiser), Kolczyk - Lehmann (75. Milinkovic), Gezen
VfB Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Anders, Hecking (46. Hecking), Engelmann, Gyamfi, Opoku (27. Turowski) - Hobsch, Rische
Tore: 1:0 Gezen (9.), 1:1 Edmond (45.), 2:1 Lehmann (52.), 3:1 Lehmann (58.), 3:2 Turowski (74.), 4:2 Kaiser (82.)
Zuschauer: 1.719
Spielort: Stadion Osloer Straße, Berlin