"Hertha hat den besten Kader der Liga"
Teams | 14. Februar 2013, 16:00 Uhr

"Hertha hat den besten Kader der Liga"

"Hertha hat den besten Kader der Liga"

Der Trainer des VfR Aalen Ralph Hasenhüttl sprach im Gegner-Interview über die Probleme seines Teams bei Heimspielen und den Respekt vor großen Gegnern.
Berlin - Für Überraschungen war der VfR Aalen in der laufenden Saison des Öfteren zu haben. Kaiserslautern, Köln und St. Pauli verloren gegen die Süddeutschen. Am Samstag (16.02.13) reist Hertha BSC nach Aalen. Vor der Partie sprach herthabsc.de mit VfR-Trainer Ralph Hasenhüttl.

herthabsc.de: Hallo Herr Hasenhüttl, Sie stehen mit Ihrer Mannschaft nach 21 Spieltagen in der Zweitliga-Premierensaison auf Rang sieben der Tabelle und gelten daher als großes Überraschungsteam. Was sind Ihre Erfolgsfaktoren?
Ralph Hasenhüttl:
Klingt vielleicht unspektakulär, aber bei uns wird seit Längerem in allen Bereichen richtig gut gearbeitet. Die Mannschaft blieb nach dem Aufstieg zusammen und wurde weiter verstärkt, unser Spielsystem weiter perfektioniert. Schön zu sehen, dass wir uns so in der zweiten Spielklasse Respekt verschaffen konnten.

herthabsc.de: Mit bislang 30 Punkten haben Sie sich der größten Abstiegssorgen entledigt. Das Saisonziel hieß Klassenerhalt. Wie sieht die neue Kursvorgabe aus?
Ralph Hasenhüttl: Wie die alte. Für uns geht es darum, so schnell als möglich die 40 Punkte voll zu machen. Das wird noch schwer genug.

herthabsc.de: Zum Saisonbeginn gab es von Ihnen persönlich weniger erfreuliche Nachrichten. Sie mussten gesundheitlich eine schwierige Phase durchstehen. Nach einigen Wochen waren Sie glücklicherweise wieder genesen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Ralph Hasenhüttl: Als sehr schmerzhaft. Aber sie ist längst vergessen. Daran erinnert werde ich nur, wenn mich jemand fragt, wie es mir eigentlich geht. Dann spielt diese Frage auf meine Hanta-Viruserkrankung an. Doch ich habe das überstanden und kann auch nicht mehr daran erkranken, weil ich dagegen immun bin.

herthabsc.de: Sie sind gebürtiger Grazer und wurden als Spieler insgesamt viermal österreichischer Meister. Bereits seit 1998 sind Sie als Spieler und später als Trainer in Deutschland aktiv. Was vermissen Sie aus Ihrer österreichischen Heimat am meisten?
Ralph Hasenhüttl: Ich könnte jetzt sagen: das Essen! Aber eigentlich bin ich froh, dass ich nicht mehr soviel davon abkriege. Es schmeckt einfach zu gut.

herthabsc.de: Nun wieder zum Sportlichen: Wenn man den Kader Ihrer Truppe betrachtet, fällt auf, dass Sie keine großen Namen in Ihren Reihen haben. Die abgedroschene Phrase „Die Mannschaft ist der Star“ trifft es scheinbar passend. Worin sehen Sie die Stärken des Teams?
Ralph Hasenhüttl: Ihre größte Stärke ist die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln. Jeder ist bereit unsere Philosophie zu leben. Wir sind als Mannschaft sehr gefestigt, gehen sehr gut miteinander um und haben die richtige Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit. Wir sind mit unseren Erfolgen auch persönlich gereift und trotzdem bescheiden in unseren Ansprüchen geblieben.

herthabsc.de: Auffällig ist, dass Sie als Aufsteiger mehr Punkte auswärts (18) als im heimischen Stadion (12) eingefahren haben. Wie erklären Sie sich diese Kluft?
Ralph Hasenhüttl: Tja, das ist in der Tat ein wenig merkwürdig. Zuhause waren unsere Leistungen oft besser als die Punktausbeute, auswärts hier und da schlechter als das Ergebnis. Dass die Gegner in unserem Stadion oft abwartender agieren, führt dazu, dass wir mehr Druck erzeugen müssen. Wir müssten dann aber mehr Risiko gehen und dazu sind wir noch nicht immer bereit.

herthabsc.de: Am vergangenen Spieltag gaben Sie den Favoritenschreck, konnten einen Zähler aus Braunschweig entführen und hatten die Eintracht lange Zeit am Rande einer Niederlage. Woran lag es, dass es am Ende doch nicht für den großen Wurf reichte?
Ralph Hasenhüttl: An einer mehr als fragwürdigen Freistoßentscheidung gegen uns und einem überragend ausgeführten Kopfball, der nicht zu halten war. Schade war auch, dass wir die Chance auf das 2:0 nicht genutzt haben. Aber es wäre tragisch, wenn wir mit einem Punkt beim Tabellenführer nicht mehr leben könnten.

herthabsc.de: Der Kartenvorverkauf für die Partie läuft gut an. Der bisherige Schnitt von knapp 7.000 Zuschauern wird deutlich übertroffen werden. Welche Stimmung herrscht im Umfeld des Vereins, merken Sie, dass das Spiel gegen Hertha etwas Besonderes ist?
Ralph Hasenhüttl: Man sollte es schon merken, wenn man am Samstag ins Stadion kommt, dass wir gegen einen ehemaligen und zukünftigen Bundesligisten spielen. Es ist ein weiterer Höhepunkt in unserer ersten Zweitligasaison. Vielleicht schaffen wir es ja erneut, einem Topclub Punkte abzutrotzen. Ich bin mir sicher, dass der Support unserer Fans positiv und über den Schlusspfiff hinaus phantastisch sein wird.

herthabsc.de: Die Herthaner haben am Montag gegen Union Berlin Comeback-Qualitäten bewiesen und die Serie ungeschlagener Partien auf 19 erhöht. Wie schätzen Sie Ihren nächsten Gegner ein?
Ralph Hasenhüttl: Das ist die Mannschaft mit dem besten Kader der Liga und mit Ronny und Ramos haben sie zwei Spieler, die sehr viele Spiele praktisch im Alleingang entschieden haben. So war es auch am Montag gegen Union. Wir haben großen Respekt vor diesem Gegner, aber das hatten wir letzte Woche vor Braunschweig auch...

herthabsc.de: Es sind nur noch 13 Spiele in dieser Saison zu spielen und langsam sind Tendenzen erkennbar. Wo landet Ihrer Meinung nach Ihr Team und Hertha BSC in der Abschlusstabelle?
Ralph Hasenhüttl: Wir halten die Klasse und Hertha verabschiedet sich nach oben.

herthabsc.de: Wie lautet Ihr Tipp für das Spiel am Samstag gegen Hertha?
Ralph Hasenhüttl: Ich tippe keine Ergebnisse. Aber ich glaube, es ist wieder einmal Zeit für einen Heimsieg des VfR.

von Hertha BSC