Was macht eigentlich Uwe Klimaschefski?
Club | 23. Oktober 2012, 17:59 Uhr

Was macht eigentlich Uwe Klimaschefski?

Was macht eigentlich Uwe Klimaschefski?

Bei Hertha war Uwe Klimaschefski Spieler und Trainer. Was macht der "Kult-Trainer" heute?

Berlin – Der deutsche Fußball hat in seiner Geschichte einige Begriffe hervor gebracht, die inzwischen bei jedem Fan zum festen Sprachgebrauch gehören. Ein Beispiel dafür ist der „Kult-Trainer“.  Udo Lattek, Giovanni Trapattoni, Dragoslav Stepanovic – dies sind nur einige Namen die dem Begriff gerecht werden. Dennoch, ein Name blieb seit jeher den Anhängern von Hertha BSC in Erinnerung: Uwe Klimaschefski. Ein Typ, wie er in der heutigen Fußballlandschaft nicht mehr zu finden ist. Uwe Klimaschefski war bei Hertha BSC Spieler (1963 – 1965) und Trainer (1980 – 1981) und ist noch heute einer der Lieblinge in der deutschen Hauptstadt. Kaum ein Anderer in der Berliner Vereinshistorie hat so viele Anekdoten und Geschichten in seinem Repertoire wie der heute 74-jährige Norddeutsche.

Die Geschichte von Uwe Klimaschefski und Hertha BSC begann kurios. „Klima“, wie er wohl für den Rest seines Lebens gerufen werden wird, war ein aufstrebender Abwehrspieler, der in der Saison 1962/1963 für Bayer Leverkusen aktiv war. Da die Rheinländer aber keine Aufnahme in die neugeschaffene Bundesliga fanden, suchte das Talent eine neue Herausforderung. Angebote gab es genug, vor allem dem 1. FC Saarbrücken wurden gute Chancen ausgerechnet. Bis Wolfgang Holst sich bei Klimaschefski meldete. „Klima“ war sofort Feuer und Flamme. „Innerlich hatte ich mich sofort für Hertha entschieden, egal was ich dort verdienen würde.“ Jedoch überschlugen sich die Ereignisse im Hause Klimaschefski etwas. „Einige Tage nach dem Anruf stand Wolfgang Holst plötzlich bei mir vor der Tür. Saarbrückens Präsident war aber bereits für den gleichen Tag angemeldet. Es kam wie es kommen musste. Plötzlich klingelte es und der andere Verhandlungspartner stand vor der Tür. Herr Holst musste sich dann solange im Bad versteckt halten, bis ich den Saarbrückern abgesagt hatte. Danach war ich Herthaner!

Pionier in der Bundesliga

Fortan gehörte er der ersten Bundesligamannschaft von Hertha BSC an. Klimaschefski spielte mit Fußballgrößen wie Otto Rehhagel, Carl-Heinz Rühl oder Jürgen Sundermann in einer Elf. Der Wahl-Homburger beschreibt seine Zeit als Spieler so: „Großartig, als in der ersten Saison 85 000 Zuschauer gegen Köln kamen, und die Leute selbst auf den Treppenstufen am Marathontor saßen. Wir waren jung und wollten Bundesliga spielen. Wir lebten unseren Traum, verdienten gutes Geld und spielten in einer großen Stadt vor tollen Fans. Zu Auswärtsspielen flogen wir ab Tempelhof - spannend. Zudem waren wir insgesamt nur 14 Spieler im Kader, sowas schweißt zusammen.“ Nach zwei Jahren, 57 Partien und sieben Treffern zog es Klimaschefski weiter. Er ging zum 1. FC Kaiserslautern.

Nach der aktiven Karriere wechselte das kauzige Nordlicht in das Trainergeschäft. Die Lizenz dazu verlieh ihm kein Geringerer als der große Hennes Weisweiler.  „Er mochte mich, ich weiß auch nicht, warum. Wenn er abends in seiner Mönchengladbacher Stammkneipe mal wieder etwas zu tief ins Glas geschaut hatte, rief er mich am nächsten Morgen an: Klima, mach du schon mal das Training! Wir spielten dann ganz locker Vier gegen Zwei, bis der Chef in seinem großen Mercedes am Horizont auftauchte und wir blitzschnell zu den vorher aufgestellten Hütchen sprinteten, um brav die von ihm geforderten Übungen zu absolvieren. Die Prüfung bei ihm habe ich übrigens mit »gut« bestanden“.

Erster deutscher Trainer in Israel – Rekordhalter in Liga Zwei

Uwe Klimaschefski suchte immer den Weg des Ungewöhnlichen. Hennes Weisweiler sorgte dafür, dass „Klima“ als erster Deutscher Trainer überhaupt eine israelische Profimannschaft trainierte. 1972 übernahm er das Kommando bei Hapoel Haifa und verpasste erst zwei Spieltage vor Ende der Saison die Meisterschaft. Im Nachhinein blickt Klimaschefski auf eine bewegende Zeit in Israel zurück: „Ich hatte mit Anfeindungen gerechnet, die Nazizeit war schließlich erst seit 26 Jahren vorbei. Aber die Menschen waren unglaublich gastfreundlich und irgendwie stolz darauf, einen Trainer aus Deutschland zu haben. Viele meiner Spieler sprachen Deutsch, die Kommunikation war also auch kein Problem.“

Heute lebt Uwe Klimaschefski in seiner Wahlheimat Homburg. Den ortsansässigen FC 08 Homburg betreute „Klima“ insgesamt fünf Mal. 1977 erhielt er ein Angebot, dass er eigentlich nicht ablehnen konnte. Das Homburger-Urgestein sollte Nachfolger von Dettmar Cramer beim großen FC Bayern werden. Doch Klimaschefski lehnte ab. „Nur im Homburg kann ich bei Rot über die Ampel fahren“, war ein Argument nicht zum FC Bayern zu gehen. Dafür machte sich Herthas ehemaliger Abwehrmann durch einen Platzwart zur Legende. Nach einem verlorenen Spiel mit dem FC 08 Homburg bat der Trainer seine Mannschaft zum Straftraining. Dem Platzwart gefiel das überhaupt nicht und schrie während der kompletten Einheit: „Klimaaa, runter vom Rasen!“ Der Übungsleiter reagierte auf seine ganze eigene Art und ließ den Störenfried kurzerhand an den Torpfosten fesseln. Ein echtes Unikat eben, Uwe Klimaschefski.

von Hertha BSC