Marko Pantelić führt den Ball im Trikot unserer Alten Dame.
Club | 8. März 2023, 11:00 Uhr

Allet paletti, Marko Pantelić?

In über 130 Jahren haben verschiedenste Persönlichkeiten und Charaktere ihre Spuren bei Hertha BSC hinterlassen. Die Protagonisten haben die unterschiedlichen blau-weißen Epochen geprägt – durch ihren Einsatz auf dem Rasen entstanden Geschichten, die bei unseren Anhängerinnen und Anhängern bis in die Gegenwart schöne Gefühle auslösen. Diesen Erlebnissen, Anekdoten und Erinnerungen jener Herthaner möchten wir in unserer Rubrik „Allet paletti?“ den verdienten Raum geben.

Für die neueste Ausgabe hat herthabsc.com mit einem Mann gesprochen, dessen Name bei allen Fans direkt das Kopfkino aktiviert: Marko Pantelić. Traumtore gehörten beim Serben in seinen vier Jahren in Spreeathen ebenso fest zum Repertoire wie so manche Anekdote, die sich um unsere ehemalige Nummer 9 rankt. Unser Anhang hat den ehemaligen Angreifer auch deshalb fest ins Herz geschlossen – eine Zuneigung, die beidseitig gilt. „Die Verbindung zwischen den Hertha-Fans und mir ist unzerbrechlich. Diese Emotionen bleiben ein Leben lang“, unterstreicht Pantelić, der wie selbstverständlich bis heute von „unserem Verein“ spricht, wenn er über unsere Alte Dame befragt wird. Im Interview plaudert der Publikumsliebling über seine Verbindung mit unserer Hauptstadt, seinen aktuellen Job in der Heimat und unvergessene Augenblicke in unserem Trikot.

herthabsc.com: Marko, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst! Wie geht es dir?
Pantelić: Danke der Nachfrage! Meiner Familie und mir geht es Gott sei Dank sehr gut. Derzeit genieße ich die Zeit mit ihnen, schaue parallel aber auch immer auf die Bundesliga und natürlich insbesondere auf Hertha BSC. Ich bin selbstverständlich auch Vereinsmitglied.

herthabsc.com: Bevor wir über unseren Club sprechen, lass uns einmal kurz auf deine aktuellen Aufgaben blicken. Seit über vier Jahren bist du Vize-Präsident des serbischen Fußballverbandes. Eine Rolle mit einer Menge Verpflichtungen?
Pantelić: Das ist richtig, im Dezember 2018 wurde ich Vize-Präsident und habe von 2020 bis zum Sommer 2021 auch als Interims-Präsident des Verbandes gearbeitet. Dabei habe ich zum Beispiel Trainer Dragan Stojković verpflichtet, unter dem Serbien sich für die Weltmeisterschaft 2022 qualifiziert hat. Parallel habe ich von August 2020 bis Anfang 2022 auch als Präsident den Belgrader Fußballverband geführt und bin seit Juli 2019 außerdem Mitglied des UEFA Football Committee.

herthabsc.com: Bei der Winter-WM in Katar war für eure A-Nationalmannschaft Schluss in der Vorrunde. Als nächstes steht die EM 2024 in Deutschland an, bei der auch Partien in Berlin stattfinden werden. Wie besonders wäre für dich ein Spiel mit Serbien im Olympiastadion, deinem alten Wohnzimmer?
Pantelić: Das Aus in Katar ging mir sehr nahe. Ich würde mich aber sehr freuen, bei der Europameisterschaft nach Berlin zurückzukehren. Denn natürlich ist es immer wieder etwas Besonderes, an Orte zurückzukommen, an denen man große Erfolge erzielt hat. Dort, wo ich die Liebe der Fans erhalten und sie ihnen auch zurückgegeben habe. Ja, in meinem alten Wohnzimmer Olympiastadion ist es, wie ihr schon sagtet, immer am schönsten!

Herthinho umarmt Marko Pantelić, der in die Ostkurve winkt.
Herthinho und die Ostkurve schlossen Marko Pantelić schnell ins Herz.

herthabsc.com: Dann schauen wir doch mal zusammen auf deine Zeit in unserem Trikot zurück! Welche Momente in unserem Verein waren deine schönsten? Woran erinnerst du dich am liebsten?
Pantelić: Ich erinnere mich mit großer Emotion und extrem gerne an alles rund um Hertha BSC und meine Zeit in Berlin zurück. Wenn ich etwas ändern könnte, dann nur eines: Und zwar, dass wir 2009 deutscher Meister geworden wären! Ich finde, wir hätten es verdient gehabt. Es tut mir leid, dass damals nicht die ganze Mannschaft zusammengeblieben ist. Hätte das geklappt, dann hätten wir im deutschen Fußball längere Zeit oben mitspielen können und mit Sicherheit auch noch öfter international.

[>]
Ich erinnere mich mit großer Emotion und extrem gerne an alles rund um Hertha BSC und meine Zeit in Berlin zurück.
[<]

-Marko Pantelić

herthabsc.com: Du hast unser blau-weißes Trikot auf europäischem Parkett wie auch in den nationalen Wettbewerben getragen. Insgesamt sind dabei 55 Tore und 26 Vorlagen in 139 Spielen notiert. Hast du dabei Lieblingstreffer, die dir speziell in Erinnerung geblieben sind?
Pantelić: Natürlich gab es einige besondere Tore. Mir fallen zum Beispiel auf Anhieb die Heber gegen Bochum und Dortmund, der Kopfballtreffer gegen Mainz in der letzten Minute oder der 1:1-Ausgleich gegen Benfica bei Minusgraden ein (lächelt). Aber ehrlich gesagt: Jedes Tor, das ich für Hertha geschossen habe, war für mich ein Highlight!

Joe Šimunić trägt Marko Pantelić beim Torjubel.
Nicht nur Joe Šimunić trug Pantelić nach Traumtoren für Hertha auf Händen.

herthabsc.com: Gibt es ein bestimmtes Spiel mit der Fahne auf der Brust, das du nie vergessen wirst?
Pantelić: Natürlich gibt es nicht nur eine, sondern viele besondere Begegnungen. Aber wenn ich eine herausgreifen müsste, wäre es die schon angesprochene gegen Benfica im UEFA Cup. Mein Verhältnis zum Trainer war damals nicht das Beste, daher saß ich auf der Bank. Das ganze Stadion forderte mich von Anfang an auf dem Feld. Als wir ein Gegentor kassierten, wurden die Fans noch lauter und der Coach hatte keine andere Wahl, als mich zu bringen. Ich revanchierte mich bestmöglich bei ihnen und erzielte das Ausgleichstor zum 1:1. Die Verbindung zwischen den Hertha-Fans und mir ist unzerbrechlich. Diese Emotionen bleiben ein Leben lang!

herthabsc.com: Unsere Anhängerinnen und Anhänger lieben dich nicht nur für deine Tore, sondern auch für zahlreiche legendäre Momente und Anekdoten, die mit dir verbunden sind. Eine davon: Die Auswechslung in Hamburg 2006. Kannst du dich noch an die Szene erinnern?
Pantelić: Natürlich! Wir brauchten dringend Punkte und haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Der HSV hatte damals eine starke Mannschaft, in der zweiten Hälfte hatten wir nach dem Platzverweis für Sofian Chahed zwischenzeitlich sogar einen Spieler weniger auf dem Platz. Dennoch haben wir den Hamburger Angriffen standgehalten, konnten uns verteidigen und mussten den Spielstand nun irgendwie über die Zeit bringen. Ich hatte den Umstand ausgenutzt, dass nicht ganz klar war, ob die Anzeigetafel die Nummer 8 oder 9 anzeigte. Ich ging zu Pál (Dárdai, Anm. d. Red.) und sagte ihm, dass er raus müsste. Er ging zunächst vom Platz. Als ich dann merkte, dass der vierte Offizielle meine Nummer angezeigt hatte, ging ich langsam vom Feld – aber nicht, bevor ich mich von den Fans aus Berlin verabschiedet hatte. Den Rest kennt ihr bereits (schmunzelt). Den Pfiff, die gelbe Karte, meine Verbeugung. Aber das wichtigste war: ein Punkt ging nach Berlin!

herthabsc.com: In deinen vier Jahren an der Spree hast du mit vielen großartigen Fußballern zusammengespielt. Welche Mitspieler haben dich am meisten beeindruckt? 
Pantelić: In diesem Zeitraum gab es viele großartige Spieler in unserem Kader. Ich will keinen besonders hervorheben, das wäre aus meiner Sicht nicht angemessen. Was mir wirklich sehr leidgetan hat: Dass unser großartiges Team nicht länger zusammengeblieben ist. Aber es war für mich eine Ehre, mit diesen fantastischen Fußballern die Umkleidekabine geteilt zu haben!

Patrick Ebert und Marko Pantelić schmettern mit ihren Kollegen die Hertha-Hymne.
Den Ton getroffen: Patrick Ebert und Pantelić ergänzten sich nicht nur auf dem Platz gut.

herthabsc.com: Ein alter Bekannter, Patrick Ebert, hat uns erzählt, dass ihr noch regelmäßig schreibt. Mit welchen weiteren ehemaligen Berliner Kollegen stehst du nach wie vor im Austausch?
Pantelić: Neben ihm habe ich unter anderem auch noch Kontakt zu Jaroslav Drobný, Arne Friedrich, Dick van Burik und einigen weiteren Spielern. Vor Corona habe ich in Berlin auch mal wieder Pál und Zecke Neuendorf gesehen. Ich schätze beide sehr. 

herthabsc.com: Apropos schätzen: Du hast mal in einem Interview gesagt, dass du in Berlin die schönste Zeit als Profi erlebt hast, deine Tochter Allegra ist hier geboren. Wie stark ist deine Verbundenheit mit unserer Alten Dame noch? Schaffst du es, die Partien regelmäßig zu verfolgen? Und besucht ihr Spreeathen als Familie von Zeit zu Zeit?
Pantelić: Ich trage Hertha sowie die Fans immer in meinem Herzen, freue mich und leide mit unserem Verein! Und natürlich verfolge ich Woche für Woche jedes Spiel. Auch meine Familie liebt Berlin sehr! Wir haben dort eine schöne Zeit gehabt und freuen uns immer, zurückzukehren. Außerdem habe ich in der Stadt auch noch ein paar gute Freunde.

[>]
Ich trage Hertha sowie die Fans immer in meinem Herzen, freue mich und leide mit unserem Verein!
[<]

-Marko Pantelić

Marko Pantelić bei seinem Besuch im Olympiastadion im Jahr 2017.
Neue Frisur, alte Verbundenheit: Pantelić bei seinem Besuch im Olympiastadion im Jahr 2017.

herthabsc.com: 2017 hast du zu Marcelinhos Abschiedsspiel noch einmal selbst auf dem Rasen des Olympiastadions gestanden. Wann dürfen wir dich mal wieder zu einer Partie begrüßen?
Pantelić: Sehr bald! Ich habe geplant, am 11. März zum Spiel gegen den FSV Mainz 05 Berlin zu besuchen, um unser Team gemeinsam mit euch im Stadion anzufeuern (Karten hier).

herthabsc.com: Darauf freuen wir uns schon! Werfen wir passenderweise zum Abschluss noch einen Blick auf die aktuelle Hertha-Saison, bevor du dir dann selbst im Stadion ein Bild machst. Wie ist dein Eindruck von unserer Mannschaft? Was muss aus deiner Sicht passieren, damit wir am Saisonende zusammen auf eine versöhnliche Spielzeit zurückblicken können?
Pantelić: Ich möchte mir nicht anmaßen, mein Urteil abzugeben. Jeder Sportler will Erfolg und ich weiß, dass die Jungs immer gewinnen wollen. Wichtig ist: Die Mannschaft darf nicht den Glauben an sich verlieren. Die Saison ist so, wie sie jetzt ist. Egos müssen zurückgefahren und der volle Fokus muss auf den Verbleib in der Bundesliga gelegt werden. Die Idee, Zecke im sportlichen Bereich zu etablieren, finde ich sehr gut. Er bringt sehr viel Empathie und Sachverstand mit und kann dort aktiv helfen. Jetzt müssen wir alle zusammen das Team unterstützen!

von Konstantin Keller